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DER WOLF |
Der Wolf hat die
Fähigkeit entwickelt, auch unter ungünstigsten klimatischen Bedingungen zu überleben.
Einige Wölfe müssen bei fast ständiger Dunkelheit Temperaturen bis zu -40° C ertragen.
Andere wiederum sind in den heissen Wüstengebieten oder feuchten Sümpfen Zuhause. Mit
einem solchen Verbreitungsgebiet ist der Wolf, abgesehen vom Menschen, das wahrscheinlich
anpassungsfähigste und erfolgreichste Raubtier der Erde.
Canis Lupus:
-
Gewicht: 15 - 70 kg.
- 60 - 95 cm. Schulterhöhe
- Welpen pro Wurf: ø 3 - 8
- Tragzeit: 63 - 65 Tage
- Geschwindigkeit: bis zu 65 km/h
Allgemeines zum Wolf
Das Fell:
Das Wolfsfell zeigt viele Farbtönungen. Das Spektrum reicht von Weiss über
Grau und Braun zu Schwarz. Selbst das Fell eines grauen Wolfes setzt sich dabei aus vielen
Farbtönungen zusammen. Schwarz-, weiss-, grau- und braungefärbte Haare vermischen sich
zu einem Gesamtton, der sich vorwiegend auf dem Rücken und dem Schwanz verdunkelt. Das
Fell eines alten Wolfes ist meist grauer als das eines jungen.
Das Sehvermögen:
Wölfe besitzen ein relativ schlechtes Sehvermögen. Das Sehbild im Nahbereich
dürfte etwa einem unscharfen Foto gleichkommen. Trotzdem können Wölfe eine Gestalt, vor
allem wenn sie sich bewegt, mit grosser Präzision ausmachen. Das Nachtsehvermögen
übertrifft aber dasjenige des Menschen bei weitem. Nicht sicher ist man, ob der Wolf
farbenblind ist oder nicht.
Der Geruchssinn:
Die Wölfe verfügen über einen hochentwickelten Geruchssinn. Der Wolf riecht
ca. 100mal besser als der Mensch. Um Beute auszumachen, verlässt sich der Wolf
hauptsächlich auf seine Nase. Lange bevor er entdeckt wird, hat er bereits seine Beute
gewittert.
Das Gehör:
Auch das Gehör ist wesentlich höher entwickelt als dasjenige des Menschen.
Wölfe können Geräusche bis zu einer Entfernung von 10 km ausmachen. Selbst kleine
Nagetiere, die sich im Schnee bewegen, sind vor ihrem Gehör nicht sicher. Auch
Hochfrequenztöne nehmen sie problemlos auf. Selbst im Schlaf stellen die Wölfe ihre
Ohren auf, um jederzeit Beute auszumachen und vor Gefahren gewarnt zu sein.
Das Wolfsheulen
Das Wolfsgeheul hat verschiedene Funktionen. Getrennte Wölfe eines Rudels
nehmen so miteinander Kontakt auf, übermitteln Informationen über weite Distanzen.
Ausserdem stärkt das Heulen den Familienverband.
Das Sozialleben:
Bei Wolfsrudeln herrscht eine strenge Hierarchie! Nur so kann ein Überleben in
der freien Wildbahn garantiert werden.
Jedes Wolfsrudel ist ca. 5 - 10 Tiere gross und besteht aus einem Anführer, auch
Alphawolf genannt.
Der Alphawolf übernimmt die Führung des Rudels und bestimmt die Marschrichtung. Nur er
darf sich mit dem ebenfalls ranghöchsten Weibchen paaren. Etwa 8 Jahre kann er seinen
Status beibehalten, bis er bei einem sogenannten Rangordnungskampf von einem anderen Wolf
abgelöst wird.
Ein Betawolf unterwirft sich in Anwesenheit eines Alphawolfes und demonstriert dies mit
Lecken an der Schnauze des Anführers, oder indem er sich vor ihm auf den Rücken legt.
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Wolfspopulation in Europa |
Land |
Gesetzlicher Status |
|
Populationsgrösse |
Norwegen |
vollständig
geschützt/trotzdem erlaubte Abschüsse |
|
g |
Schweden |
vollständig
geschützt |
|
|
Finnland |
zum Teil geschützt |
|
Jz / g |
GUS (europ. Teil) |
15'000 |
|
ug |
Polen |
vollständig
geschützt |
|
Jz |
Deutschland |
vollständig
geschützt |
|
g |
Tschechien |
vollständig
geschützt |
|
g |
Slowakei |
erlaubte Jagd,
Jagdsaison 1.11. - 15.1., keine
festgelegte Quote, ca. 100-150 Abschüsse pro Jahr |
|
jz |
Ungarn |
vollständig
geschützt |
|
g |
Rumänien |
2'500 |
|
ug |
Griechenland |
geschützt |
|
g |
Italien |
vollständig
geschützt |
|
g |
Spanien |
dürfen gejagt
werden, geschützt in Südspanien |
|
2000 |
Schweiz |
vollständig
geschützt |
|
|
Frankreich |
vollständig
geschützt/2004/5 erlaubte 3 Abschüsse |
|
|
Portugal |
vollständig
geschützt |
|
200-300 |
Bosnien |
dürfen das ganze
Jahr gejagt werden |
|
ug |
Kroatien |
weniger als 20 |
|
ug |
Slowenien |
vollständig
geschützt |
|
g |
Albanien |
|
|
|
Bulgarien |
|
|
|
Weissrussland |
|
|
|
Lettland |
|
|
|
Ukraine |
|
|
|
Russland |
|
|
|
Mazedonien |
|
|
|
Nach wie vor ist der Mensch sein einziger Todfeind! Er
jagt ihn wegen seines Fells, lockt ihn in Fallen oder tötet ihn aus Gründen des
Wildschutzes
Muss sich der Mensch vor dem Wolf fürchten?
Die Angst des Menschen vor dem Wolf ist unbegründet. In
den letzten 150 Jahren konnte auf der ganzen Welt kein einziger Fall nachgewiesen werden,
wo ein Mensch von einem freilebenden, gesunden Wolf getötet wurde. Ganz im Gegenteil: Der
Wolf ist, weil wir ihn so schlecht behandelt haben, längst zum Kulturflüchter geworden.
Wölfe haben eine solche Angst vor den Menschen, dass sie oft nicht einmal die Spur eines
Menschen im Schnee überqueren.
Der Wolf wird sich in der Schweiz wieder ansiedeln! Allerdings braucht sich
wirklich niemand vor ihm zu fürchten. So sind zum Beispiel Bären, die bei uns allgemein
ein besseres Image (Teddybär) besitzen, für den Menschen - einmal gereizt oder in seiner
Ruhe gestört - viel gefährlicher, ganz zu schweigen von den sogenannten
"Kampfhunden", die durch nicht artgerechte Haltung zu reissenden Bestien
mutieren können.
Wie werden wir den streng geschützten Wolf hier empfangen? Zur Wahrheit gehört, dass
der Wolf ein Raubtier ist und sich von Wild und - wo sich die Gelegenheit bietet - von
Haustieren ernährt. Die Vergütung solcher Schäden wird Kosten verursachen. Dieser
bescheidene Posten würde zweifellos im Subventionsbudget für schweizerische Viehalter
unbemerkt untergehen. Aber der finanzielle Gesichtspunkt ist in diesem Fall wohl das
kleinste Problem. Vielmehr geht es um unsere Bereitschaft, den Wolf endlich als Teil einer
natürlichen Lebensgemeinschaft zu akzeptieren. Eines ist klar: Den Tieren ist die
Barbarei fremd, zu denen Menschen immer wieder fähig sind.
Als gelbäugiges, erbarmungsloses, blutrünstiges Schattenwesen umkreist der
Wolf die Welt des Menschen, haust in den Kieferwäldern des Feuerscheins und geistert als
dunkle Macht durch uralte Mythen. Es ist kaum verwunderlich, daß der Mensch seit
Jahrtausenden eine Art Haßliebe zu diesem Raubtier hegt, denn der Wolf hat mit ihm nicht
nur dasselbe Territorium geteilt, er ist ihm in vielen Punkten auch recht ähnlich. Mit
Ausnahme seines Todfeindes, des Homos sapiens ist der Grauwolf (Canis lupus) das
Säugetier mit dem größten Verbreitungsgebiet. Schon vor 12.000 Jahren erkannten unsere
Vorfahren im Nahen Osten sein ausgepräges Sozialverhalten und begannen ihn zu
domestieren, und machten ihn damit zum Urahn aller 120 heutigen Hunderassen. Die
Ergebenheit des Wolfes seinem Rudelführer gegenüber, seine zärtliche Fürsorge bei der
Aufzucht der Jungen, seine geschickte Jagdtechnik, sein poetisches Heulen, selbst seine
blutrünstige Natur - manchmal tötet er nur um des Tötens willen - erscheinen wie ein
Spiegelbild der primitiven Seiten des Menschen. Deshalb bevölkert der Wolf auch wohl so
viele Märchen und Mythen der nördlichen Hemisphäre.
Überall ist Canis lupus zu finden: auf 20000 Jahre alten Höhlenzeichnungen in
Südeuropa, in Berichten mesopotamischer Bauern, die vor 7000 Jahren verfaßt wurden, in
der Dämologie des frühen Christentums, in mittelalterlichen Geschichten von Werwölfen
und in Schauermärchen wie "Rotkäppchen" oder "Der Wolf und die sieben
Geißlein". Im Laufe der Zeit verfestigte sich sein fataler, jedoch völlig
unverdienter Ruf als Inkarnation des Bösen immer mehr. Diese Fehleinschätzung ist
größtenteils das Werk bäuerlicher Kreise in Europa, die nach einer Rechtfertigung für
die Vernichtung eines Raubtieres suchten, das gelegentlich Appetit auf ihre Haustiere
verspürte. In Nordamerika, wo die indianischen Jäger und Sammler keine domestizierten
Vieh-, Ziegen- oder Schafherden kannten, wurde der Wolf geachtet und sogar verehrt. Er
galt als stark und weise, als geborener Jäger, sogar als Lehrer, dessen Jagdtechniken der
Mensch nachahmen und erfolgreich gegen Büffel und Karibus einsetzen konnte. Doch mit der
Ankunft der europäischen Siedler im 17. Jahrhundert begann auch in Amerika die Ausrottung
des Wolfes. Die Tatsache, daß der Wolf im Laufe der letzten 300 Jahre sowohl in Europa
als auch in fast allen amerikanischen Bundesstaaten gänzlich ausgerottet wurde, ist auf
die Macht der bäuerlichen Gemeinschaften zurückzuführen, die immer wieder neue Mythen
und Gesetze erfanden gegen die imaginäre Bedrohung durch den "Großen bösen
Wolf", der an der Haustür klopft und nur darauf wartet, sämtliche Bewohner mit Haut
und Haaren zu verschlingen.
Tatsache ist, daß kein anderes Tier auf so unverdiente Art dämonisiert und
so gründlich mißverstanden wurde wie der Wolf.
Nur wenige Säugetiere weisen ein so
hochentwickeltes Sozialverhalten auf und sind ihrer Gruppe so treu ergeben wie der Wolf.
Im Gegensatz zum Kojoten und Fuchs lebt der Wolf einzig und allein für sein Rudel. Der
berühmte "einsame" Wolf ist die seltene Ausnahme. Meist handelt es sich dabei
um schwache Tiere, Außenseiter oder Ausgestoßene. Ein solcher Einzelgänger muß
manchmal zwischen zehn und 1000 Kilometer zurücklegen und vorsichtig die Territorien
fremder Rudel durchqueren, bis er endlich eine Gefährtin findet, mit der er sein eigenes
Rudel gründen kann. Doch für die meisten Wölfe beginnt und endet das Leben in einer
festen sozialen Gruppe, einem Rudel von acht bis 15 Tieren. Die Rangordnung ist allen
Mitgliedern bekannt und wird immer wieder durch kleine Gefälligkeiten, Rituale,
Zurechtweisungen und Kämpfe aufrechterhalten. Rudelführer sind das sogenannte
Alpha-Männchen und das Alpha-Weibchen. Die übrigen, rangniedrigen Mitglieder sind meist
direkte Nachkommen des Alpha-Paares, so daß das Rudel im Grunde aus einer einzigen
großen Familie besteht.
Einige rangniedrigere Wölfe helfen bei der Fütterung und Aufzucht der Welpen, die jedes
Jahr im Frühling geworfen werden. Gejagt wird meistens gemeinsam. Die Rudelmitglieder
pflegen engen Körperkontakt, ruhen zusammen aus und heulen oft auch gemeinsam. Ihren
Anführern demonstrieren sie jeden Tag aufs neue mit ritualiserten Verhaltensweisen ihre
Ergebenheit. Die Fähigkeit zu einem komplexen Zusammenleben innerhalb einer Gruppe
unterscheidet den Wolf von den meisten anderen nordamerikanischen Tieren. Rangniedrigere
jüngere Wölfe verneigen sich buchstäblich vor den Alpha-Tieren und demonstrieren so
ihre Unterwürfigkeit. Im Gegensatz zu den dominanten Rudelführern, die mit erhobenem
Bein urinieren, nehmen viele rangniedrigere Wölfe eine Hockstellung ein, um die
Verteilung ihrer Duftmarkierungen möglichst gering zu halten. Bei den meisten Rudeln
fungiert regelmäßig ein schwächeres Tier als "Babysitter", hilft bei der
Beaufsichtigung der Welpen und bleibt häufig hungrig zurück, während die Alpha-Eltern
gemeinsam jagen. Beim Angriff auf große Beutetiere wenden Wölfe eine Vielzahl von
Gruppenstrategien an. Sie werden von den Alpha-Tieren eingeleitet, die durch
Lautäußerungen, Mienenspiel und Körpersprache ständig mit den anderen Rudelmitgliedern
kommunizieren. Eine andere Aufgabe des Rudels besteht darin, das Territorium gegen fremde
Eindringliche zu schützen. Die Grenzen werden streng bewacht und durch regelmäßige
Markierungsrituale alle 100 bis 200 Meter im Umkreis des Gebietes immer wieder gesichert.
Die Größe eines Territoriums, normalerweise etwa 400 Quadratkilometer, hängt von der
Dichte der Beutetierpopulation ab. Die Wölfe innerhalb dieses Gebietes betrachten das
dortige Wild als ihre Beute. Fremde Wölfe, die in das Revier eindringen, werden
angegriffen und gelegentlich sogar getötet.
Tatsache ist, daß kein anderes Tier auf so unverdiente Art dämonisiert und
so gründlich mißverstanden wurde wie der Wolf. Nur wenige Säugetiere weisen ein so
hochentwickeltes Sozialverhalten auf und sind ihrer Gruppe so treu ergeben wie der Wolf.
Im Gegensatz zum Kojoten und Fuchs lebt der Wolf einzig und allein für sein Rudel. Der
berühmte "einsame" Wolf ist die seltene Ausnahme. Meist handelt es sich dabei
um schwache Tiere, Außenseiter oder Ausgestoßene. Ein solcher Einzelgänger muß
manchmal zwischen zehn und 1000 Kilometer zurücklegen und vorsichtig die Territorien
fremder Rudel durchqueren, bis er endlich eine Gefährtin findet, mit der er sein eigenes
Rudel gründen kann. Doch für die meisten Wölfe beginnt und endet das Leben in einer
festen sozialen Gruppe, einem Rudel von acht bis 15 Tieren. Die Rangordnung ist allen
Mitgliedern bekannt und wird immer wieder durch kleine Gefälligkeiten, Rituale,
Zurechtweisungen und Kämpfe aufrechterhalten. Rudelführer sind das sogenannte
Alpha-Männchen und das Alpha-Weibchen. Die übrigen, rangniedrigen Mitglieder sind meist
direkte Nachkommen des Alpha-Paares, so daß das Rudel im Grunde aus einer einzigen
großen Familie besteht.
Einige rangniedrigere Wölfe helfen bei der Fütterung und Aufzucht der Welpen, die jedes
Jahr im Frühling geworfen werden. Gejagt wird meistens gemeinsam. Die Rudelmitglieder
pflegen engen Körperkontakt, ruhen zusammen aus und heulen oft auch gemeinsam. Ihren
Anführern demonstrieren sie jeden Tag aufs neue mit ritualiserten Verhaltensweisen ihre
Ergebenheit. Die Fähigkeit zu einem komplexen Zusammenleben innerhalb einer Gruppe
unterscheidet den Wolf von den meisten anderen nordamerikanischen Tieren. Rangniedrigere
jüngere Wölfe verneigen sich buchstäblich vor den Alpha-Tieren und demonstrieren so
ihre Unterwürfigkeit. Im Gegensatz zu den dominanten Rudelführern, die mit erhobenem
Bein urinieren, nehmen viele rangniedrigere Wölfe eine Hockstellung ein, um die
Verteilung ihrer Duftmarkierungen möglichst gering zu halten. Bei den meisten Rudeln
fungiert regelmäßig ein schwächeres Tier als "Babysitter", hilft bei der
Beaufsichtigung der Welpen und bleibt häufig hungrig zurück, während die Alpha-Eltern
gemeinsam jagen. Beim Angriff auf große Beutetiere wenden Wölfe eine Vielzahl von
Gruppenstrategien an. Sie werden von den Alpha-Tieren eingeleitet, die durch
Lautäußerungen, Mienenspiel und Körpersprache ständig mit den anderen Rudelmitgliedern
kommunizieren. Eine andere Aufgabe des Rudels besteht darin, das Territorium gegen fremde
Eindringliche zu schützen. Die Grenzen werden streng bewacht und durch regelmäßige
Markierungsrituale alle 100 bis 200 Meter im Umkreis des Gebietes immer wieder gesichert.
Die Größe eines Territoriums, normalerweise etwa 400 Quadratkilometer, hängt von der
Dichte der Beutetierpopulation ab. Die Wölfe innerhalb dieses Gebietes betrachten das
dortige Wild als ihre Beute. Fremde Wölfe, die in das Revier eindringen, werden
angegriffen und gelegentlich sogar getötet.
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Sprichwörter und Verse rund um den Wolf

REHBEIN,D. (1985): Jeder Vogel singt mit
seinem Schnabel.
Nordeuropäische Spruchweisheiten
Der Wolf wechselt das Fell, aber nicht den Sinn.
Wenn der Hirt und der Wolf eins sind, ist die
Herde verloren.
Wenn der Wolf kommt, vergessen die Hunde zu
beißen.
Barmherzigkeit gegen den Wolf ist Unrecht gegen
die Schafe.
Wo man einen Wolf sieht, hat man mehrere zu
erwarten.
TENZLER, G. (1987): Katzen-, Hunde- und Pferdesprüche.
Es wird nimmer lassen der Wolf vom Fassen, der
Hund von Katzen, die Katze von Ratzen, der Fuchs von Stehlen, der Teufel von Seelen.
Ein Hund, der mit den Wölfen geht, wird unter
den Wölfen erschlagen.
Jeder treibt, was er kann, die Hunde bellen, die
Wölfe heulen, und die Mönche lügen.
Wo Hund und Wolf sich verbinden, da helfe Gott
der Herde.
Man muß den Hund nicht füttern, wenn der Wolf
schon im Dorfe ist.
BERG, C.H.E. (1975): Pirschgang im Dickicht der Jagd- und Forstgeschichte.
Hündlein muß nicht mit dem Wolf anbinden.
Zu Hundefleisch gehört Wolfsbrühe.
Die Eul liebt nicht den Tag und der Wolf nicht
den Hund.
Wenn man den Wolf nennt, kommt er gerennt.
Er ist ein alter Isegrimm.
Bliebe der Wolf im Walde, so würde er nicht
beschrien.
Wer des Wolfes schont, gefährdet die Schafe.
Was unter der Herde ist, schont der Wolf nicht./
Der Hunger treibt den Wolf aus dem Busche.
Der Hunger treibt den Wolf über Schnee und Eis.
Wenn der Hunger bekommt Gewalt, treibt er den
Wolf aus dem Wald.
Ein Wolf kennt den anderen wohl.
"Wolfshunger" ist sprichwörtlich.
Was ein Wolf gebissen, oder ein Pfaff, das heilt
hart.
Bei Wölfen und Eulen lernt man das Heulen.
Wer unter den Wölfen ist, muß mit ihnen heulen.
Wölff und Füchs seynd wohlfeil zu Hoffe.
Mancher läuft vor dem Fuchs und wird vom Wolf
gepackt.
(Quelle: Henryk Okarma: Der Wolf, Ökologie - Verhalten - Schutz)
GELIEBTER FEIND
Er galt als Verkörperung des Bösen. Wo immer er in
Europa erwischt wurde, haben die Menschen ihn getötet. Die schlauesten und
mißtrauischsten Wölfe habe überlebt. Jetzt kehren einige zurück - auch nach
Deutschland und in die Schweiz-
Der Wolf kann kommen
Der Wolf kommt und kommt und kommt. Aber bleiben will er nicht - zumindest
nicht in Deutschland. Dabei war ihm der Boden bereitet worden wie wohl nirgendwo sonst.
Als Anfang der 90er Jahre immer häufiger Wölfe in Brandenburg gesichtet wurden, prüfte
die Wildbiologische Gesellschaft München, ob der Wolf im Grenzland zu Polen eine
dauerhafte Lebenschance hätte. Dem war so. Daraufhin arbeitete sie Programme aus, die den
Bewohnern die Angst vorm bösen Wolf nehmen wollte. Was zu machen ist, wenn Wölfe über
Schafherden der Bauern herfallen oder Jägern die Rehe vor der Büchse wegschnappen.
Doch all die schönen Programme verschwanden in der Schublade. Herr Wolf
überlegte es sich nämlich anders. Zwar brachte eine Wölfin 1991 in Brandenburg erstmals
seit rund 150 Jahren in Deutschland Junge zur Welt. Aber drei Welpen machen noch kein
Rudel. Ansonsten blieb es bis heute bei einzelnen Besuchen in der Schorfheide und der
Märkischen Schweiz (nordöstlich bzw. östlich von Berlin). Dabei hatten die Wildbiologen
errechnet, daß in den ausgedehnten und enorm wildreichen Wäldern locker Platz für
mindestens 100 bis 200 Wölfe ist. Die haben dort sogar eine sechs- bis achtmal höhere
Dichte an Beutetieren als im klassischen Wolfsgebiet des Yukons im Norden Kanadas.
Jährlich schießen die Jäger allein in Brandenburg Rehe, Hirsche und Wildschweine in
einer solchen Menge daß das Fleisch 2000 Wölfe das ganze Jahr über ernähren könnte.
Mancherorts ist schon ein Wolf einer zuviel! Zum Beispiel im Westschweizer Kanton Wallis.
Als dort 1995 und 1996 ein einwanderndes Tier aus Italien gesichtet wurde, hefteten sich
ungezählte Jäger auf seine Fährte und mit ihnen - kein Witz - die Anti-Terror-Einheit
der Kantonspolizei. Vergebens. Sie kamen nicht einmal in Schußweite. Europas letzte
Wölfe sind so menschenscheu wie wohl keine anderen ihrer Art auf der Erde. 1000 Jahre
intensive Jagd haben nur die vorsichtigsten unter ihnen überlebt. Man kann auch sagen:
die ängstlichsten, die immer einen weiten Bogen um den Menschen machten.

Demo gegen Bestien
Taucht dennoch eines dieser scheuen Exemplare auf, ist regelmäßig der Teufel
los. 1992 wagten sich die ersten Wölfe in den Nationalpark Mercantour in den
französischen Seealpen vor - ebenfalls aus den italienischen Abbruzzen kommend, rund 100
Kilometer östlich von Rom. Inzwischen haben sie sich bei den Franzosen festgesetzt.
Werner d'Oleire-Ottmanns vom Berchtesgardener Nationalpark schätzt ihre Zahl auf heute 20
Tiere. Den Bauern der Region geht das zu weit. Im Herbst vergangenen Jahres demonstrierten
2000 Schafzüchter in der südfranzösischen Millionenstadt Lyon gegen die
"Bestien", obwohl der französische Staat garantiert, alle durch Wölfe
entstehenden Schäden zu ersetzen. Allerdings sollen die Wölfe dort schon Hunderte Schafe
gerissen haben.
Die tiefsitzende Angst und der ausgeprägte Haß gegenüber dem "bösen
Wolf" sind bei genauem Hinsehen ziemlich verwunderlich. Schließlich hat der Mensch
ihn doch vor mindestens 15.000 Jahren vermutlich als Welpen in sein Zelt geholt, wo er zum
Spielgefährten der Kinder, dann zum Wächter oder Jagdgehilfen wurde - über vieles davon
läßt sich heute nur spekulieren. Neue Gen-Analysen an Hunden kommen sogar zum Schluß,
daß sich die Wege von Wolf und Hund bereits vor 135.000 Jahren trennten, was einige
Wissenschaftler allerdings bezweifeln. Wie auch immer, dem Wolf hat die Ähnlichkeit zum
gehätschelten "besten Freund des Menschen" kein besseres Image eingebracht.
Zumindest bei uns Europäern.
Indianer beispielsweise nannten den Wolf ehrfurchtsvoll "Bruder". Der schnappte
sich zwar hin und wieder die gleiche Beute wie der Mensch, aber davon gab es genügend
für beide. Manchmal haben Indianer Wölfe wegen ihres Fells und in Notzeiten sicherlich
auch wegen des Fleisches geschossen. Aber sonst war ihr Verhältnis zum Wolf ähnlich
entspannt, wie bei ihren nördlichen Nachbarn, den Inuit. Jägervölker betrachten Wölfe
nicht als Konkurrenz, sondern ehren sie. Aus diesem Grund führte der legendäre
Mongolen-Führer Dschingis-Kahn seine Abstammung stolz auf einen Wolf zurück.
Blutvergießen und Verderben
Mit der Ehrfurcht und Bewunderung war es
schlagartig vorbei, als der Mensch sich nicht mehr mit dem begnügte was er im Wald und in
der Steppe finden oder jagen konnte, sondern sich als Bauer seßhaft machte. Und
folgerichtig tauchten die ersten Überlieferungen des bösen Wolfs genau dort auf, wo die
ersten Nutztiere gezüchtet wurden - im Vorderen Orient. Schon im Alten Testament wird dem
Wolf der Stempel des Satans aufgedrückt, der für Zerstörungswut und Habgier steht:
"Die Fürsten von Jerusalem gleichen räuberischen Wölfen, denn sie vergießen Blut
und stürzen Menschen ins Verderben des niederen Gewinnes wegen" heißt es bei
Hesekiel 22,27. Und Jesus bleibt im Bilde, als er in seiner Bergpredigt vor den falschen
Propheten warnt: "Sie kommen zu euch in Schafskleidern, inwendig aber sind sie
reißende Wölfe". Der "Wolf im Schafspelz" begleitet uns bis heute als
geflügeltes Wort.
Daß er in unseren Breiten zum Scheusal schlechthin mutierte, hat mit der Bibel nur
indirekt zu tun. Zur letzten Hatz auf den Wolf trugen zwei besondere Umstände bei. Im
frühen Mittelalter begann die Bevölkerung stark zu wachsen. Die Anbauflächen mußten
vergrößert, die Wälder im großen Stil gerodet werden. Außerdem schickten die Bauern
ihr Vieh zum Weiden in die Wälder, wo es sämtliche Baumsämlinge auffraß und innerhalb
kürzester Zeit weite Teile der verbliebenen Wälder vernichtete. Damit verschwand die
Heimat von Rehen und Hirschen, der hauptsächlichen Beute der Wölfe. Also holten sie sich
beim Bauern, was sie im Wald nicht mehr finden konnten: Fleisch. Und da den Hausschafen
und anderen wohlbehüteten Hofgenossen der Fluchttrieb weggezüchtet war und sie bei
Gefahr nicht auseinanderstieben wie ihre wilden Vorfahren, sondern sich zusammendrängten
kam und kommt es zu regelrechten Gemetzeln unter den Opfern. Wenn die Tiere wie blöd
beieinanderstehen oder - wie Hühner - nicht aus dem Stall fliehen können, geraten Wölfe
(wie übrigens die meisten Raubtiere) in einem regelrechten Blutrausch. Vor lauter Töten
kommen sie mitunter gar nicht zum Fressen. da kann schon mal eine Herde von 100 Schafen
einem nur zehnköpfigen Rudel Wölfe zum Opfer fallen.
Doch welcher Bauer besaß im Mittelalter schon 100 Schafe? Da reichte es, wenn Wölfe ihm
seine einzige Kuh oder seine paar Ziegen wegfraßen. Die gesamte Familie war dann schlicht
vom Hungertod bedroht. Da nimmt es nicht Wunder, daß der Ruf "Die Wölfe
kommen" kaum weniger Schrecken verbreitete als die Warnung vor Räuberbanden oder
marodierenden Soldaten.
Wer hat Angst vorm bösen Wolf?
Daraus entwickelten sich Horrormärchen wie "Rotkäppchen" oder
"Die sieben Geißlein" sowie Schreckensberichte über Wolfsrudel, die in den
Weiten Rußlands Menschen in ihren Pferdeschlitten attackierten oder im Winter Dörfer
belagerten und kleine Mädchen gleich im Dutzend fraßen. Die Geschichten ähneln sich
meist so sehr daß da offensichtlich einer vom anderen abgekupfert hat. Auf der Spitze
trieb es schließlich die Mär vom Werwolf, die noch heute schauderlichen Filmstoff
liefert. Mit einer wundersamen Salbe eingerieben sollten Menschen sich in blutrünstige
Bestien verwandeln. Einige nahmen das Hirngespinst für bare Münze. Etwa der Richter
Boguet, der zwischen 1598 und 1600 im französischen Jura sein Unwesen trieb und 600
angebliche Werwolf-Menschen zur Reinigung auf den Scheiterhaufen schickte.
Doch irgend etwas muß an den Geschichten stimmen, daß Wölfe Menschen gefressen haben.
Der Wolfsexperte Erik Zimen hält solche Übergriffe in Kriegszeiten, bei Epidemien und
Hungersnöten für denkbar, wenn die Jagd auf Wölfe ausbleibt und sie ihre extreme Scheu
verlieren. Doch es gibt bis heute keinen Beweis, daß ein gesunder Wolf (tollwütige sind
ausgenommen) je einen Menschen angefallen hat. Sehr wahrscheinlich ist nur, daß Wölfe
zurückgelassene Leichen auf dem Schlachtfeld angefressen und bei Seuchen hastig
vergrabene Tiere wieder ausgebuddelt und vertilgt haben. Und das seit mindestens 50 Jahren
kein einziger Mensch auf der Erde durch einen Wolf zu Tode kam - wohl aber
Hausschweinattacken, Pferdetritte oder Zeckenbisse viele Menschenopfer forderten. Doch
diese "gefährlichen" Tiere taugen wenig für Horrorgeschichten.
Falsches Idyll
Einige Tierschützer und Wolfsliebhaber scheinen alle Urängste gegen den
Räuber aus dem Wald überwunden zu haben. Sie propagieren den Wolf als das Symbol der
perfekten friedlichen Gesellschaft in einer unberührten Natur. Schließlich kommt es in
stabilen Rudeln kaum zu ernsthaften Streitigkeiten. Doch so ein romantisches Idyll hat
auch nichts mit der Realität gemein. Wenn dem Rudelführer, dem Alpha-Wolf, oder der
Führerin der Damenriege, der Alpha-Wölfin, ein Tier den Rang streitig macht, ist es
vorbei mit Frieden. Dann fließt schon mal Blut, besonders bei den verbissen kämpfenden
Wölfinnen. Für das unterlegene Tier heißt es dann Abschied nehmen von der Gemeinschaft
- es muß sich fortan als Einzelgänger durchs Leben schlagen.
Völlig beseelt von seiner These, Wölfe seien gar nicht so blutrünstig, führte
ein älteres amerikanisches Ehepaar einen Versuch durch: Es zog Wolfswelpen und ein Lamm
in zwei benachbarten Gehegen auf und freute sich, daß die beiden sich immer neugierig und
freundlich am trennenden Zaun beschnüffelten. Als der Tag kam, daß Jungwolf und Altlamm
vor laufender Kamera ihr friedvolles Miteinander beweisen sollten, lief das Lamm im Spiel
davon, der Wolf hinterher. Ein schneller Biß in die Kehle des Opferlammes beendete das
Experiment auf unerwünschte Weise.
Diese Einstellung gegenüber einem Raubtier mag ein wenig blauäugig anmuten. Sie ist für
die Zukunft des Wolfes aber offensichtlich förderlicher als unberührte Lebensräume. So
sorgen im fast menschenleeren Nordskandinavien, wo die grauen Jäger ausgerottet waren,
einwandernde Wölfe regelmäßig für Aufregung. Viele Norweger und Schweden fordern dann
den Abschuß der geschützten, aber verhaßten Tiere. In den italienischen Abruzzen
dagegen habe Wölfe nur 100 Kilometer vor den Toren von Rom überlebt, obwohl die Region
teilweise intensiv landschaftlich genutzt wird. Die Bewohner lieben ihre Wölfe zwar nicht
unbedingt, haben sich aber mit ihnen arrangiert. Die Schäfer schützen ihre Herden mit
riesigen Hunden, deren Stachelhalsbänder ins Fleisch eines Angreifers dringen. Die Wölfe
machen tagsüber einen weiten Bogen um Mensch, Hund und Herde. Nachts kommen sie jedoch in
die Nähe der Dörfer, um sich auf den Müllkippen den Bauch vollzuschlagen - was ihnen
den wenig schmeichelnden Namen "Spaghetti-Wölfe" einbrachte. Den Wölfen mag es
egal sein, schließlich haben sie überlebt.
(Quelle: Wunder der Natur, Ausgabe 10-11/99)
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Wolfskrankheiten
Wölfe fressen die Eingeweide ihrer Beutetiere mit. Sie nehmen dadurch
Parasiten auf und infizieren sich. So sind sie Zwischenträger, d.h. Wirte, für viele
Außen- und Innenparasiten. Dazu zählen Einzeller (Protozoen), Saugwürmer
(Trematoda),Fadenwürmer (Nematoda), Bandwürmer (Cestoda), Kratzer (Acanthocephala),
Rüdemilben, Läuse, Zecken und Flöhe.
Der Herzwurm befällt das Blutsystem der Wölfe. Der Wurm entläßt winzige Mikrofilarien
ins Blut. Moskitos tragen diese von kranken Tieren auf gesunde und infizieren sie. Die
Würmer wachsen im Herzen oder in größeren Blutgefäßen heran und schränken so die
Blutversorgung und Aktivität des Wolfs ein. Das Tier wird immer schwächer.
Krankheiten, die man bisher nur beim Menschen beobachtet hatte, wie die Lyme-Borreliose,
verbreiten sich in letzter Zeit auch unter Wolfspopulationen. Die Lyme-Borreliose wird im
mitteleuropäischem Raum durch die Zecke "Ixodes ricinus" (Holzblock), in den
USA durch "Ixodes dammini" verbreitet.
Obwohl die Tollwut bei allen wilden Räubern auftritt, wurden Unfälle mit Menschen, die
durch den Biß eines tollwütigen Tieres erkrankten und starben, häufig tollwütigen
Wölfen zugeschrieben.
Erkrankungen der Talgdrüsen in der Haut der Afterregion sind bei Wölfen häufig. Es
bilden sich gutartige Tumore, die aufbrechen und durch Fliegen infiziert werden. Die Folge
ist Tod durch Blutvergiftung. Trotz der vielen Krankheitsgefahren überleben die meisten
Wölfe, was für ihr unglaubliches Durchhaltevermögen und ihre Widerstandskraft spricht.
(Quelle: Angelika Sigl: Der Wolf - Zwischen Mythos und Wahrheit)
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