Vampire- Legenden und Mythen
Der Vampir ist
seit Jahrtausenden Objekt von Ängsten und wilden Phantasien, genauso wie die
Hexe. Der Vampir als Symbol für Tod und Unsterblichkeit, Macht und Erotik,
als Muse für Künstler und Literaten und nicht zuletzt Regisseure. In den
Bilder von Edward Munch, in Bram Stokers literarisches Werk Dracula, in
Polanskis’s Filmklassiker und Musical Tanz der Vampire, zeigt sich der
Charakter des Vampirs in allen Facetten. Die tieferen Ursachen der
Faszination werden aufgespürt. Ängste und Begierden, die Sucht nach Leben
und die Sehnsucht nach Unsterblichkeit.
Den Glauben an
den Vampir im strengen Sinne, den Toten, der sich aus seinem Grab erhebt, um
Lebenden Blut auszusaugen (so die in der Volkskunde übliche Definition),
gibt es nur bei wenigen Völkern, den Begriff gar erst seit etwa 1700. Der
Vampir ist aber nicht nur ein abendländisches oder gar christliches Monster;
auch in Afrika oder in der nordischen Mythologie, bei den Griechen, Römern
und Kelten gibt es Blutsauger-, Wiedergänger- und Untoten-Vorstellungen, in
Mexiko, China oder Indien, in Griechenland oder Malaysia – Vampire kommen in
den Legenden praktisch aller Völker seit alters her vor, zumindest, wenn man
den Begriff weit genug faßt. Ein paar ausgewählte Exemplare sind hier
vorgestellt.
ANIUKA
Kleine, blutdrinkende
Kreaturen, die das Blut von Säuglingen und Kleinkindern trinken (Sibirien,
Volk der Buryat)
ASEMA
Alter Mensch, der
sich durch Ablegen seiner Haut in eine blaue Lichtkugel verwandeln kann, in
Häuser eindringt und Opfer, deren Blut ihm schmeckt, immer wieder aussaugt,
bis zum Tode. Kann u.a. vernichtet werden durch Zerstören der abgelegten
Haut oder, in Kugelform, durch Sonnenlicht. (Surinam).
BAITAL
Der Name für den »klassischen« Vampir in Indien (siehe Baital Pachisi)
BUAU
Blutsaugender Dämon, Geist eines im Krieg getöteten Feindes (Borneo, Volk
der Dayak)
DODELECKER
siehe NACHZEHRER
EMPUSEN
Verwandlungsfähige
weibliche Spukgeister, die schon bei Aristophanes auftreten, am liebsten
ihre Liebhaber auffressen, aber auch Kinder töten und das Blut aussaugen
(Griechenland, Antike)
GANDHARVA
auch Gandarva, Gandarwa: blutgieriger indischer Geist und/oder (Halb-)Gott,
der Frauen im Schlaf mißbraucht. Von den Gandharben erzählt u. a. das fast
2000 Jahre alte »Baital pachisi«. Nach ihnen ist die in der Rangfolge
sechste der nach dem Sanskritgesetzgeber möglichen neun Arten der
Eheschließung benannt, die »Engelshochzeit«: Die Liebenden vereinigen sich
in gegenseitigem Einvernehmen, aber ohne Genehmigung der Eltern.lutgierige
Geister oder (Halb-)Götter, die Frauen im Schlaf mißbrauchen (Indien)
GIERHALS,
GIERRACH
siehe NACHZEHRER
LAMIA
Der Brockhaus definiert die Lamien als »Vampir, weibl. blutsaugendes
Schreckgespenst, das auch Kinder raubt«, obwohl sie nicht tot sind. Diese
gespensterhaften Frauen, die junge Männer und Kinder anlocken, ihr Blut
trinken und sie verspeisen, sind benannt nach der schönen Lamia, in die Zeus
sich verliebte, die, von Hera verflucht, ihre Kinder tötete und, wahnsinnig
und häßlich geworden, anderen Müttern die Kinder raubte. Zeus schenkte ihr
die Verwandlungsfähigkeit. Sie weisen also viele Eigenschaften des
klassischen Vampirs auf, sind allerdings nicht tot. (Griechenland, Antike)
LARVE, LEMUREN
Lemures, auch »Larven« genannt: die Seelen ruchloser Verstorbenen, die in
der Nacht als Geister und manchmal auch den lebenden Blut aussaugen. Romulus
richtete ihnen ein Fest aus, die »Lemuria« oder »Lemuralia« (9., 11. und 13.
Mai). An diesen drei Nächten wurden ihnen um Mitternacht schwarze Bohnen
geopfert, blieben alle Tempel geschlossen und waren Eheschließungen
verboten. Die gleichnamigen Halbaffen sind wegen ihres nächtlichen lauten
Treibens nach ihnen benannt. (Rom, Antike)
LIDÉRC
Succubus und Incubus, gleichzeitig Mensch, Tier, Irrlicht und Kerzenflamme,
erscheint aber immer nur in einer dieser Gestalten (kein Gestaltwandler!);
tötet seine Opfer durch Sex bis zur Erschöpfung. Knoblauch wehrt das Wesen
ab. (Ungarn)
LILITH DE MAN
MET DE HAAK
Aus dem Heimatland van Helsings stammt dieser Wassergeist, ein häßlicher
kleiner schwarzer Mann mit einem Bart aus Wasserpflanzen und Froschfüßen.
Mit seinem Haken zieht er spielende Kinder ins Wasser und saugt ihr Blut
aus. (Niederlande)
NACHZEHRER
Vorfahren der Vampire aus Hessen und Schlesien, deren »Schmätzen im Grabe«
(Martin Böhm 1601) man weithin hören konnte; sie verzehrten ihre
Leichentücher und auch Teile ihres Körpers. Auch bekannt als Gierhals,
Gierrach, Totenküsser oder Dodelecker. Erst als Wiedergänger, die dann auch
Blut saugten, wurden sie gefährlich. Meistens wurde das erste Opfer einer
Pestempidemie als Nachzehrer verdächtigt. (Deutschland)
NORA
Alb, der sich auf die Brust des Schlafenden setzt und ihm Blut abzapft.
Knoblauch wehrt ihn ab. (Ungarn)
PISÁCHAS
Sie saugen am liebsten schlafende Frauen aus – und fressen sie dann (Indien,
belegt im »Baital pachisi«)
SANGUISUGA
Unheilbringender Toter, der die Luft verpestet, Krankheiten verbreitet und
Menschenblut trinkt – berichtet im 12. Jhdt. von Wilhelm von Newburgh
(England)
TOTENKÜSSER
siehe NACHZEHRER
VRYKOLAKA
Der »klassische« Vampir (Ungarn)
WUKODLAK
Der »klassische« Vampir (Bulgarien)
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